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Wann ist Trauerbegleitung sinnvoll?

In einem vorangegangenen Artikel habe ich beschrieben, was Trauer eigentlich ist. Klar ist, dass Trauer eine Reaktion der Psyche auf einen Verlust ist. Ein Verlust, der persönlich als so schwerwiegend empfunden wird, dass ein weiterleben wie bisher nicht möglich scheint.

Je schwerwiegender ein solcher Verlust und die schwere der Trauer empfunden wird, desto hilfreicher kann es sein, sich externe Hilfe zu holen. Manchmal wiegt die Trauer so schwer, dass man es nicht allein schaffen kann aus der tiefen, dunklen Zeit zu kommen.

Trauerbegleiter können im Besten Fall auch Menschen aus dem nahen Umfeld sein. Menschen, die Anteil nehmen, Unterstützung bieten und auch ein offenes Ohr für die Sorgen, Ängste und Nöte des trauernden Menschen haben.

Doch manchmal kann der Trauerprozess so erschwert sein, dass diese lieben Menschen und ihre Hingabe einfach nicht ausreichen, um auf dem Trauerweg gut weiterzukommen. Dann kann eine ausgebildete Trauerbegleiter:in durchaus hilfreich sein und auch für eine Entlastung in der Beziehung zu den Freundinnen und Freunden oder der Familie sein. Eine externe, professionelle Trauerbegleitung hat vor allem auch eine andere Sichtweise auf die Dinge und kann von außen moderierend wirken. Professionelle Trauerbegleiter:innen kennen sich aus mit der Trauer, verfügen über eine hohe Methodenkompetenz und sind in der Lage gemeinsam mit dem Trauernden Hilfestellungen und Lösungen zu erarbeiten, die in der Trauer tragen.

Wenn man in Trauer ist und das Gefühl hat, so gar niemanden zur Unterstützung zu haben, dann ist eine Trauerbegleitung unbedingt sinnvoll. Niemand sollte diesen Weg allein gehen müssen.

Warum sollte man zur Trauerbegleitung gehen?

Zur Trauerbegleitung oder manchmal auch Trauercoaching genannt, sollte man gehen, wenn man für sich und seinen Trauerprozess Unterstützung sucht. Ich denke, man sollte sich in jedem Fall Unterstützung holen, wenn man an einem Thema (in diesem Fall die Trauer) arbeiten möchte. Während einer Trauerbegleitung kann man auch „mal Luft holen“, befindet sich in einem geschützten Rahmen und kann Dinge benennen, die man sonst „nie sagen“ würde. Trauerbegleitung und -coaching ist ein so wichtiges Angebot für die Bewältigung dieser schweren und manchmal sehr schweren Aufgabe.

Woran erkennt man eine gute Trauerbegleiterin / einen guten Trauerbegleiter?

Genau wie die Trauer selbst ist auch die Begleitung in der Trauer ein höchst individueller Prozess. Deshalb gibt es auch keine Kriterien, wer oder was eine gute Trauerbegleiterin / ein guter Trauerbegleiter ist. Das Wichtigste: der oder die Klient:in und der Begleitende müssen sich sympathisch sein oder zumindest das Gefühl haben, dass die Chemie passt. Die Begleitungen sind teilweise so emotional aufgeladen, sehr persönlich und auch im besten Fall sehr offen. Da ist das Mindeste, dass man sich wohl und sicher aufgehoben fühlt.
Deshalb bieten viele Trauerbegleiter:innen Kennenlerntermine an. So kann für beide Seiten sehr niederschwellig geschaut werden, ob es auf der menschlichen Ebene passt.

Eine gute Trauerbegleitung hört zu. Er oder sie gibt keine ungefragten Ratschläge und sagt, wie es richtig geht. Eine gute Trauerbegleitung hört zu und erarbeitet mit dem Trauernden zusammen den Weg, der passend ist und auch zu bewältigen ist. Eine gute Trauerbegleiter:in hört zu und stärkt den oder die Klient:in auf ihrem / seinem Weg und spricht aber auch mal Tacheles. Die begleitende Person ist Begleiter:in und hält das Licht „am Ende des Tunnels“. Sie geht auf keinen Fall voran und bestimmt, wo es lang geht.

Dabei ist es unerheblich, ob die Trauerbegleitung freischaffend oder z. B. an einen Hospizverein angegliedert ist. Wichtig ist in meinen Augen nur, dass die Person eine solide Ausbildung durchlaufen hat.

Ein guter Trauerbegleiter / eine gute Trauerbegleiterin hat eine „dem Menschen positiv zugewandte Grundhaltung“. Ein:e Trauerbegleiter:in, die selbst schon Verlusterfahrungen gemacht hat ist nicht automatisch ein:e bessere:r Begleiter:in genauso wenig wie eine Begleitung ohne persönliche Erfahrung schlecht ist. Es kommt auf den Menschen an und ob sich der Trauernde Mensch in der Begleitung wohlfühlt und auch das Gefühl hat, dass er oder sie in der Begleitung weiterkommt.

Eine gute Begleitung hat das Ziel, dass der Klient / die Klientin auch irgendwann ohne regelmäßige Termine allein laufen kann. Ein Ziel muss die Wiederherstellung der Lebensfähigkeit und manchmal auch des Lebenswillens sein. Nach einer guten Begleitung sollte der Trauernde in der Lage sein, Trauerwellen „surfen“ zu können. Eine gute Begleiterin / ein guter Begleiter kann aber auch zu späteren Zeitpunkten kontaktiert werden und noch punktuell Hilfestellung bieten.

Wo findet man nun jemanden, der mir in meiner Trauer beisteht?

Wenn du selbst in Trauer bist und suchst, bietet dir das Internet und seine Suchmaschinen sind sicher schon mal einen ganz guten Anfang. Je nachdem ob du bereit bist, auch Kosten für die Trauerbegleitung selbst zu tragen, wirst auf Homepages oder in den Sozialen Medien fündig werden. Auch dein Bestatter / deine Bestatterin hat vielleicht Adressen parat. Fragen hilft.
Wenn du auf der Suche bist nach für dich kostenfreien Angeboten, dann sind die verschiedenen Hospizvereine, Trauernde Eltern und Geschwister Vereine oder Anbieter wie Malteser eine gute Anlaufstelle. Diese Vereine finanzieren ihre Trauerbegleitenden oft durch Spenden – dann musst du das nicht selbst tun.

Fragt rum. Oder (wenn du ein Angehöriger oder ein:e Freund:in bist), gib Tipps. Recherchiere für deinen Freund / deine Freundin.

Und da du nun diesen Text liest, schau dich auch auf meiner Seite um. Ich bin ausgebildete Trauerbegleiterin und Sozialpädagogin. Ich begleite Trauernde.

Warum kostet das auch mal was?

Es gibt Trauerbegleiter:innen, die bieten ihre Dienste freiberuflich an. Sie tun dies, weil sie gemerkt haben, dass diese Form der Unterstützung sehr notwendig ist es aber leider viel zu wenige Träger oder Einrichtungen gibt, die Trauerbegleiter:innen einstellen und damit diese Dienstleistung für die Betroffenen kostenlos zur Verfügung stellen. Diese Kolleg:innen wollen die Begleitungen mit all ihrer Kraft, Energie und Know How leisten und können dies nur dann tun, wenn sie sich nicht noch an anderer Stelle darum kümmern müssten (mit einem anderen Job), dass die „Brötchen“ verdient werden. Bezahlt wird Trauerbegleitung immer. Es gibt nur den Unterschied von wem.

Trauerbegleitung ist keine Krankenkassenleistung – und das ist der eigentliche Skandal, denn Trauerbegleitung ist Prävention.

Zusammenfassend

Trauerbegleiter:innen können dir dabei helfen, durch deine Trauer zu kommen. Sie tun dies anders als es deine Freund:innen und Angehörigen könnten. Beides ist wichtig, um die Aufgaben der Trauer gut bewältigen zu können. In einer guten Trauerbegleitung werden dir aber keine Abkürzungen oder Heilungen vermittelt. Es geht darum, dich zu befähigen, das selbst zu tun. Trauerbegleitung kann keine Psychotherapie ersetzen, diese aber unter Umständen unterstützen.