So heißt eines der Bücher meiner Ausbilderin, Petra Sutor[1]. Bei ihr habe ich mein Handwerkszeug als Trauerbegleiterin gelernt und durch sie auch einen Blick auf diesen Bereich der Trauerbegleitung werfen können.
In meinen eigenen Begleitungen erfahre ich immer wieder, dass die Reaktionen oder Nicht-Reaktionen der Arbeitskolleginnen und -kollegen, der oder des Vorgesetzten oder der Personalabteilungen einen wesentlichen Anteil daran hat, wie Trauernde an ihrem Verlust arbeiten (können) und vor allem wieder auf die Arbeit zurückkommen. Immer wieder höre ich von unglaublichen Aussagen gegenüber Trauernder, etwa, dass es ganz passend sei, jetzt doch nicht in Mutterschutz / Elternzeit zu gehen, denn es konnte eh keine Vertretung gefunden werden. Gleichzeitig höre ich aber auch von vorbildlich agierenden Arbeitgebern, die sich bei ihren Mitarbeitenden melden, sich erkundigen und gemeinsam einen Plan für den Wiedereinstieg entwickeln.
Für die meisten Menschen ist es doch so, dass sie oft mehr Zeit im Beruf verbringen als zu Hause. Menschen bringen ihre Themen auch mit auf die Arbeit, genauso wie sie Themen aus dem Büro / dem Arbeitsplatz oft mit nach Hause nehmen. Da dies so ist und man es sich in Zeiten von Fachkräftemangel und überhaupt Schwierigkeiten bei der Personalsuche, nicht leisten kann, dass Personal aufgrund von „schlechter“ Behandlung in Krisenfällen geht, tut ein Unternehmen / ein Betrieb gut daran, sich darauf vorzubereiten.
Die Themen Tod und Trauer machen auch vor Unternehmen nicht halt. Es kommt vor, dass es einen tödlichen Betriebsunfall gibt, dass eine Teamleitung in der Kantine mit Herzinfarkt umkippt oder einfach aus einem Wochenende nicht wieder zurückkehrt, weil es einen tödlichen Unfall gegeben hat. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Familie in denen vielleicht gepflegt und gestorben wird oder man mit einer schweren Krankheit konfrontiert wird. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gründen Familien und manchmal endet eine Schwangerschaft glücklos. Deshalb tut eine Unternehmensleitung also gut daran, dies zu erkennen und sich im Besten Fall darauf vorzubereiten.
Klar ist, dass man sich nicht exemplarisch auf verschiedene Trauerfälle vorbereiten kann und irgendwas in der Schublade stecken hat. Das geht nicht, denn jede Geschichte ist höchst individuell und bedarf empathische Handlungen und Reaktionen. Was für den einen passt, ist für die andere schlicht unmöglich. Wenn aber Verantwortliche im Personalmanagement und / oder dem Gesundheitsmanagement eines Unternehmens oder, wenn die Unternehmens- / Betriebsgröße das nicht zulässt, die Leitungsebene, sich schon mal grundsätzlich mit den Themen Tod und Trauer im betrieblichen Kontext auseinandergesetzt haben und wissen, wen sich sie ggf. dazu holen können, um Unterstützung zu erlangen, ist schon ein großer Schritt getan.
Ich selbst komme beruflich nicht aus der Unternehmensecke. Ich war immer im öffentlichen Dienst beschäftigt und auch bei kirchlichen Trägern. Aber auch dort gibt es keine Leitfäden, auf die man zurückgreifen könnte, wenn „so etwas“ passiert. In der Jugendarbeit (wo ich meine Wurzeln habe) denkt niemand daran, dass der Tod was mit dem Leben der Zielgruppe oder der dort arbeitenden Menschen zu tun hat. „Sind ja alle noch jung, da stirbt schon niemand.“ Leider ist das nicht so und so wünschte ich mir auch für diesen Bereich Mechanismen, die greifen, wenn „so etwas“ passiert. Es muss ja auch nicht „selbst“ gestorben werden. Es reicht doch schon, wenn die enge Bezugsperson eines Jugendlichen mit dem gearbeitet wird verstirbt oder die Diagnose einer schweren Krankheit erhält.
Aktuell erlebe ich, dass das Thema psychische Gesundheit deutlich stärker in den Fokus gerät und auch der gute Umgang im Fall von persönlichen Krisen oder Trauer gehört hier dazu.
Arbeitgeber:innen und sonstige Verantwortlich tun also gut daran, sich einmal Gedanken darüber zu machen was sie tun können wenn
- Ein Kollege / eine Kollegin nach (langer) Krankheit stirbt
- Ein Kollege / eine Kollegin, ein Teammitglied, ein Vorgesetzter / eine Vorgesetzte stirbt
- Ein Mitarbeiter / eine Mitarbeiterin ein Familienmitglied verliert (Eltern, Partner*in, Kind)
- ….
Und dann ein Konzept zu erarbeiten, das dann auch umgesetzt werden kann.
- Wer schreibt eine Kondolenzkarte? Darf / soll man zur Beerdigung?
- Wer ist mit der Familie in Kontakt?
- Wie ist eine Abwesenheit eines trauernden Kollegen geregelt und wie kann der Ausfall kompensiert werden? Wie kann eine Rückkehr organisiert sein? Gibt es betriebliche Möglichkeiten für eine längere Auszeit? Kann das Unternehmen eine Trauerbegleitung anbieten, welche sie auch finanziert?
- Wie wird das Team aufgefangen in deren Mitte es zu einem Todesfall kam?
- Ist eine betriebliche Abschieds-/Lebensfeier denkbar? Haben wir jemanden, der das organisieren kann?
- …
Petra Sutor gibt in ihrem Buch viele hilfreiche Ansätze, die im Unternehmenskontext wichtig sind. Für eine Erstellung eines Konzepts ist es deshalb auch unbedingt hilfreich, dass es gemeinsam mit den verschiedenen Verantwortlichen erarbeitet wird. Hilfreich kann da jemand Externes sein, der oder die sich mit Trauer und Trauerbegleitung auskennt.
Wenn Sie sich also näher mit dem Thema befassen wollen, dann lege ich Ihnen herzlich das genannte Buch ans Herz.
Wenn Sie jemanden suchen, der sich mit Ihnen in Ihrem Unternehmen auf den Weg macht, sich mit den Themen Tod und Trauer im Unternehmenskontext zu befassen, dann kann ich Sie dabei unterstützen. Meine Expertise ist meine jahrelange Leitungs- und Moderationserfahrung im Bereich der Jugend- und Erwachsenenbildung und meine Ausbildung und Erfahrung als Trauerbegleiterin. Ich bin fit in Methoden aus dem Coaching und der Prozessbegleitung. Gerne erstelle ich Ihnen ein individuelles Angebot.
[1] Trauer am Arbeitsplatz, Petra Sutor, Patmos Verlag, 2020 ISBN 978-3-8436-1212-8 (print)